Sind Sportwetten haram? Was sagt der Koran zu Tipico und Co?

In den zahlreichen Wettbüros und Spielhallen trifft man auf Menschen aller Nationalitäten – vor allem jüngere Männer. Darunter sind auch einige Muslime, obwohl das Glücksspiel im Islam grundsätzlich verboten ist. Sind Sportwetten oder Glücksspiele eigentlich halal? Oder ist das Spielen bei Tipico & Co. verboten?

Sportwetten haram

Im Islam sind gewisse Dinge religiös verboten. Am bekanntesten ist hierzulande der Verzicht von Schweinefleisch oder Alkohol. Doch es gibt noch weitere Dinge, die nur schwer mit der Religion in Einklang zu bringen sind. Gerade beim Glücksspiel scheiden sich die Geister.

Die Frage, ob Sportwetten haram sind, lässt sich nämlich nicht so leicht beantworten. Auch wenn der Koran eindeutig ist, gibt es gute Argumente, die dafür sprechen, dass Wetten auch halal sein können.

ℹ️ Als „haram“ werden im Islam Dinge oder Aktivitäten beschrieben, die verboten sind. Das Gegenteil wird als „halal“ bezeichnet. 

Koran verbietet Glücksspiel

Dass Glücksspiele unter jungen muslimischen Männern beliebt sind, ist kein Klischee, sondern sogar wissenschaftlich gestützt. Gegenüber dem Deutschlandfunk sagte Mathias Rohe, Islamexperte an der Universität Erlangen-Nürnberg in Mittelfranken, dass auch zahlreiche Familienkonflikte entstehen, wenn die Väter zocken. „Und zwar so richtig um große Summen“, so Rohe.

Allerdings sei das Glücksspiel tatsächlich haram, also religiös verboten. Im Koran heißt es dazu, dass „Maysir“ – das Spiel – verboten wäre.

Man fragt dich nach dem Wein und dem Losspiel. Sag: In ihnen liegt eine schwere Sünde. Und dabei sind sie für die Menschen (auch manchmal) von Nutzen. Die Sünde, die in ihnen liegt, ist aber größer als ihr Nutzen.

Koran, Sure 2, Vers 219

Bei der Frage, ob Sportwetten haram sind, wird zudem die Stelle aus Sure 5, Vers 90 häufiger zitiert: „Wein, das Losspiel, Opfersteine und Lospfeile sind (ein wahrer) Greuel und Teufelswerk. Meidet es! Vielleicht wird es euch (dann) wohl ergehen.“

Ein Widerspruch bleibt jedoch bestehen: So betreibt die Türkei als muslimisches Land eine Staatslotterie. Und in Saudi-Arabien kann man Kamelrennen wetten. Sind Sportwetten also unter bestimmten Bedingungen doch halal?

Wieso wetten so viele Muslime dennoch?

Viele Muslime lassen sich nicht daran hindern, zu spielen, obwohl sie sich als gläubige Menschen definieren. Oft werden sogar Wettbüros von Menschen mit muslimischem Glauben betrieben. Wie passt das zusammen?

Vermutlich werden die zitierten Koranstellen und eindeutigen Aussagen eher verschwiegen oder anders ausgelegt. Es ist sicher leichter, sich etwa vom Schweinefleisch loszusagen, als vom Glücksspiel – das teilweise von den Vätern schon weitergegeben wurde.

In einigen arabischen Staaten sind Casinos zwar nicht erlaubt, man kann aber Sportwetten halal platzieren. Gute Beispiele hierfür sind die klar muslimisch geprägten Länder Saudi-Arabien, Katar und Oman.

Für diese Länder ist wohl der finanzielle Anreiz groß genug, um den Koran anders zu interpretieren. Wer in diesen Ländern zuhause ist, kann zudem auch auf ausländische Sportwettenseiten zugreifen – im Zweifel über ein VPN, ein Virtuelles Privates Netzwerk.

Allerdings darf nicht unberücksichtigt werden, dass auch in anderen Religionen von frommen Menschen längst nicht alle Regeln oder Vorgaben der heiligen Schriften eingehalten werden. Katholiken müssten strenggenommen am Karfreitag auf Fleisch verzichten, doch in der Praxis hält sich nicht jeder gläubige Mensch daran.

Auch muslimische Profifußballer müssten während des Ramadan von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken verzichten. In Verbindung mit Leistungssport ist dies eine besondere Herausforderung und wird nur von wenigen Spielern praktiziert.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Aussage von Aiman A. Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, gegenüber dem Portal des Deutschen Fußball Bundes.

„Profifußballer, aber auch andere Profisportler, können ihre Fastenzeit außerhalb des Ramadan nachholen. Wir haben diese Position durch ein Gutachten der Al-Azhar, eine der führenden Autoritäten des Islam, untermauert. Auf den Punkt gebracht sagen wir: Profifußballer sind Arbeitnehmer, und zwar in einem Beruf, der körperlich höchste Anforderungen stellt. Profifußballer können die Fastentage später im Jahr nachholen.

Viele Fußballprofis wie Mesut Özil hatten in der Vergangenheit berichtet, dass sie ihren Fastenmonat schließlich nachgeholt hätten. Ob es unter den Spielern auch Sportwetten-Fans gibt, ist allerdings nicht öffentlich bekannt.

Sind Sportwetten überhaupt kein Glücksspiel?

Bei der Frage, ob Sportwetten haram sind, gibt es jedoch auch eine zweite Herangehensweise. So existiert die Auffassung, dass Wetten absolut halal sein können.

Vertreter dieser Theorie sagen, dass Wetten kein reines Glücksspiel wie z. B. das Spielen an Spielautomaten oder am Roulettetisch seien. Um beim Wetten wirklich erfolgreich zu sein, benötigt es auch Fachwissen und Geschick.

Dies ist ein guter Punkt – wobei die Sportwetten von offizieller Seite dennoch häufig als Glücksspiel deklariert werden müssen. Schließlich habe man auf die Ausgänge keinen Einfluss (sofern man nicht manipuliert).

Aber es gibt tatsächlich Ausnahmen: In Österreich gelten die Wetten auf sportliche Ergebnisse nicht als Glücks- sondern als Geschicklichkeitsspiel. In Österreich lebende Muslime verweisen deshalb gerne auf die rechtliche Situation in ihrer Wahlheimat.

Wetten können haram oder halal sein

Ob Sportwetten nun haram oder halal sind, muss im Grunde genommen jeder Muslim für sich entscheiden. Die Aussagen zu Glücksspiel im Koran sind jedenfalls eindeutig. Hier wird das Glücksspiel klar geächtet.

Natürlich kann man die Sportwetten so auslegen, dass es eher in die Kategorie Geschicklichkeit fällt. Letztlich muss jeder Gläubige seine Taten mit seinem Gewissen vereinbaren können. Wer sich ernsthaft damit auseinandersetzt, zeigt unserer Meinung nach aber bereits ein echtes Interesse daran, richtig handeln zu wollen. Ganz im Gegensatz zu vielen autoritären Staaten, denen es vor allem um einen monetären Vorteil geht.

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